|
durch_dreheneröffnung ::: 01.08.2024 ab 19:00 uhr ausstellungsaduer :: 01.08.2024 - 01.09.2024 öffnungszeiten :: montag, dienstag, samstag und sonntag von 18:00 - 21:00 uhr finissage ::: 01.09.2024 von 11:00 - 16:00 uhr da eh alles zum durchdrehen ist, liegt es nahe, das mal zum thema zu machen. zwanzig künstler:innen zeigen ihre auseinandersetzung in tanz, choreographie, cyanotypie, zeichnung, hörspiel, textil, puppen, objekt, fotografie, video, collage, malerei, installation, skulptur. zum glück haben wir platz und die 15cm starkregen im keller neulich längst beseitigt. hat eh keiner mitbekommen. wir reissen uns ja zusammen. die choreografin suse tietjen stellt in ihrer bewegungsstudie „aber sie fühlt die bewegung nicht mehr” die wahrnehmung von raum und zeit auf den kopf. dabei drehen sich ihre tänzer:innen in eine rauschhafte erkundung der grenzen ihrer umgebung und ihrer eigenen körper. tietjens schülerin jette backer zeigt parallel dazu eine solostudie zum thema drehtänze. dabei erkundet sie das dazwischen ursprünglich festgelegter und im drehrausch wieder verworfener bewegungen inmitten eines strudels aus bekannten und unbekannten verhaltensmustern. „spieltrieb, geflochtene schnüre wie zöpfe, ein kinderspiel, wer wirft den ersten stein, himmel und hölle, der zusammenhalt bröckelt, losgelöst kippt das kreuz dem boden entgegen, der schatten einer fahne weht an der seite und gleicht doch dem schatten einer mitstürzenden bedrohung, unruhige zeiten mein kind” schreibt volker veit. die arbeit „unruhige zeiten mein kind“ spielt mit unterschiedlichen wahrnehmungs- und interpretationsebenen. „durchdrehen“ von mariola brillowska ist der monolog einer voyeurin, die ein loch in der wand zur nachbarswohnung durchbohrt, um sich ein bild über die daraus drängenden paarungsartigen und tierischen geräusche zu verschaffen, sowie 6 phantomzeichnungen mit der mit dem rücken zum loch sich vorm spiegel reckenden nachbarin, aus deren wohnung der soundtrack zu hören ist. zwei herumliegende, ausgediente kartoffelsäcke mit den aufdrucken duch und sound wurden mit kopf, händen, füssen und fäden versehen und erhielten ein neues leben durch die hamburger künstlerin irene nestler (gestorben 29.6.2018). „duch und sound” erzählten viele poetische geschichten an verschiedenen orten - ob im altonaer museum oder vor dem centre pompidou, sie reisten mit irene durch die welt, begleiteten sie ihr leben lang als stammesälteste ihrer „fegselbande“ und wurden viele male von ihr in verschiedenen settings gezeichnet. am ende wurde irene - wie ihr mann zuvor - dement und veränderte duch und sound nach ihren vorstellungen bis sie als invalide figuren mehr und mehr dem zustand von irene entsprachen. sie verloren die fäden und füsse - koordination und bewegung wurde mühsam bis unmöglich - aber das verschmitzte lächeln blieb… zur arbeit „alles scheint” schreibt paolo moretto: „ein dauerspiel. viel spaß haben - ohne zu vergessen. das langsame werden, das… es schränkt uns etwas ein. auch wenn alles scheint… im notfall: mach was du willst… ohne durchzudrehen.“ [wer genau hinschaut, wird erkennen das die glasscheibe aus plexiglas ist] die arbeit „they are coming from all directions!“ von michael perlbach versucht, den moment zu visualisieren, in dem man davon überfordert ist, dass zuviel von zuvielem gleichzeitig geschieht. die dreiteilige fotoserie „sturm im wasserglas“ zeigt stadien dynamischer rotation von wasser. durch bewegung und drehung scheint das wasser kurz zu etwas wesenhaftem und skulpturalem zu werden. auf mattem papier gedruckt, wirken die pastellfarbigen motive leicht entrückt und bekommen eine fast zeichnerische anmutung. der fokus der arbeiten von maren simon liegt immer im initialen moment: intuitiv, impulsiv und meist abstrakt. eine frau steht auf dem dach und schwingt ein lasso. voller energie verharrt sie im moment des schwingens. ein video von barbara dévény. eine besondere schwere verleiht nils freyes werk die phänomenübergreifende kraft der collage. in der verflochtenheit, vielschichtigkeit und interdependenz zeigen sich verschiedene faktoren besonders deutlich; grenzen verschwimmen einerseits, zugleich werden sie im gemengelage deutlicher sichtbarer und bergen eine unruhe, ja gar ein gewises chaos in sich. elizaveta ostapenko ist eine russische bildende künstlerin, die in hamburg lebt und arbeitet. ihre arbeit entwickelt sich aus der betrachtung der alltäglichen umgebung und untersucht den prozess der transformation und den zustand von bewegung und statik. sie de- und rekonstruiert gefundene fragmente zu neuen zusammengesetzten räumen und arbeitet primär mit farbe in den medien der malerei, druckgrafik und skulptur. die gezeigte malerei basiert auf der fotografischen technik des slit-scans, der es ermöglicht, panoramafotos eines objekts zu erhalten, die gleichzeitig alle seine seiten in bewegung und drehung zeigen. „sink“ ist eine kollaborative installation von haienbak ji und sulme & jae-nder fluid, die die dachform des ballinstadt auswanderermuseums hamburg umkehrt und kopfüber an der ausstellungswand montiert. diese dreieckige form enthält wasser auf einer oberfläche, die mit erfolglosen anträgen der künstler:innen an kulturinstitutionen in deutschland bedeckt ist. im laufe der ausstellung verdunstet das wasser allmählich, schwächt das papier und hinterlässt mineralische spuren, was die komplexen erfahrungen von eingewanderten künstler:innen metaphorisiert. in ihren bildern entlarvt regine wolff die trennung von mensch und natur als künstliches konstrukt. es geht ihr um die einheit, die wir mit unserer welt bilden, dass die verschiedensten erscheinungsformen auf den immer gleichen elementen beruhen. für ihre arbeiten nutzt die künstlerin oft druckversuche, die während ihrer tätigkeit als textildesignerin entstanden sind. durch die wiederholungen und muster entsteht eine art endlosigkeit und gleichzeitig eine beruhigende ordnung. „stapelturm, steckturm, wackel rock-a-stack...bejewelled towers of princess joy... liebling...beloved, adored, cherished...schätzchen...saccharine sweet...zucker... bitter pleasures...verschwimmen...decaying, rancid, sour...verwöhnt...stings and slaps...stich...twirling, spinning, swirling...wirbeln...sugar dreams dissolve.“ - beschreibt viola lour ihre arbeit „eaten mess”. „willst du mal durchdrehen? maskiere dich, denn das netz vergisst nicht.“ da heute alles und jeder permanent aufgezeichnet wird, wird man schnell in den sozialen netzwerken zur „öffentlichen person“, egal ob gewollt oder nicht. tarnung und verschleierung (camouflage) gibt uns etwas „handlungsfreiheit“ zurück. auch anonymität ist ein schützenswerter wert. - schreibt dr. helge h. paulsen (den bisher niemand in unseren ausstellungen jemals zu gesicht bekam). die videoarbeit „regenstück” von sandra trösch zeigt dimensionen von wasser. ein gefilmter, wolkenbruchartigen regenschauer, von wasser und wind rhythmisiert, wird auf eine gruppierung transparenter stühle projiziert. es eröffnet sich, angesichts gegenwärtig häufig auftretender starkregen und überschwemmungen ein formales und inhaltliches spiegelspiel zwischen ruhe und dynamik, aktionismus und bewegungslosigkeit. das spannungsfeld der klimakrise – zwischen dystopie und verharmlosung – zerrt an uns allen. manche zwingt es, sich auf autobahnen festzukleben, andere in ignoranz, wieder andere zum sprengen von pipelines oder, wie den protagonisten von lars röpers videoarbeit, angesichts einer noch immer zunehmenden anzahl von autos auf unseren straßen zum durchdrehen: „die kette.“ die vielfalt der materialien und das gezielt zufällige zusammentreffen der dinge macht den reiz der objekte von monika hahn aus, die aus fundstücken entstehen.
teilnehmende künstler:innen barbara dévény, dr. helge h. paulsen, elizaveta ostapenko, irene nestler, jette backer, haienbak ji + sulme & jae-nder fluid, lars röper, maren simon, mariola brillowska, michael perlbach, monika hahn, nils freye, paolo moretto, regine wolff, sandra trösch, suse tietjen, viola lour, volker veit
weiteres auf https://www.facebook.com/xponart sowie auf instagram xponartgallery |